Die logische Gestalt des Unwirklichen


Ambivalenz und Symbiose in der Malereicollage
SS 2013

Studierende

Cordula Sumalvico


Projektbetreuung

Prof. Gabriele Langendorf


Studiengänge

Freie Kunst


Richtung

Malerei


Projekt Art

Diplom

Cordula Sumalvico: Die logische Gestalt des Unwirklichen, Diplom 2013, Triptychon „Widerruf“, Öl auf Leinwand, 2013, rechter Teil, 180cm x 175 cm

Um unsere Wirklichkeit in ihrer ganzen Totalität erfassen zu können, benötigt man sowohl unbedingte Nähe, um deren Details, als auch großen Abstand, um deren Ausmaß und Zusammenhänge bewerten zu können. Das unmittelbare Detail offenbart sich beim genauen Hinschauen, denn wir verstehen uns als Teil der Wirklichkeit und als von dieser unentrinnbar eingeschlossen und gefangen.

Wie aber gewinne ich dann die äußere Perspektive? Doch nur durch das Hinaustreten in den die Wirklichkeit umgebenden Raum des Unwirklichen, dem Ort des Denk- und Undenkbaren, des Möglichen und Unmöglichen, des noch nicht oder nie Verwirklichten, dem Ursprung aller Potentialität, an dem unsere Gewissheiten fragwürdig werden.

Die Collage verschafft dem Künstler wie kaum eine andere Technik die Möglichkeit, dieser Totalität Ausdruck zu verleihen - sie verbindet in einmaliger Weise den „Realismus des Details“ (Arnold Hauser) mit dem wie ein Kontrastmittel die Umrisse unserer Wirklichkeit beschreibenden Unwirklichen, wobei Immanenz und Transzendenz vollkommen und unauflösbar miteinander verwoben sind, und sich aus dem figürlichen Motiv eine abstrakte, die Ungereimtheit und Zweifelhaftigkeit unserer Existenz fassbar machende Kunst bildet.

Diese „Totalität als formendes Prius jeder Einzelerscheinung bedeutet, dass etwas Geschlossenes vollendet sein kann; vollendet, weil alles in ihm vorkommt, nichts ausgeschlossen wird....Totalität des Seins ist nur möglich, wo alles schon homogen ist, bevor es von den Formen umfasst wird; wo die Formen kein Zwang sind, sondern nur das Bewusstwerden, nur das Auf-die-Oberfläche-Treten von allem, was im Innern des zu Formenden... geschlummert hat ...."(Lukacs. 1920, S.20)

Meine Arbeit ist stark beeinflußt durch während meines vorherigen Studiums der Soziologie und Psychologie und meiner jahrelangen Tätigkeit in der Psychiatrie gesammelten Wissens. Ihr Hauptgegenstand ist die Konstruiertheit unserer Wirklichkeit und deren durch gesellschaftliche Prägung, aber auch individuell-subjektive Motive beeinflusste Wahrnehmung.

Insbesondere bewegt mich die Frage nach der Begründetheit der Einordnung menschlichen Verhaltens in die Kategorien von „normal“ und „pathologisch“, von sozialer Akzeptanz (oder sogar Forderung) und sozialer Ächtung. Meine Bilder sollen dieser gesellschaftlichen Wirklichkeit zwischen Normalität und Wahnsinn einerseits Ausdruck verleihen, andererseits deren Determiniertheit in Frage stellen.

Diese Website verwendet lediglich systembedingte und für den Betrieb der Website notwendige Cookies (Session, individuelle Einstellungen).
Durch die Nutzung der Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir diese Cookies setzen.
Datenschutzbestimmungen